Gödöllö
Die Stadt Gödöllő liegt 30 km nordöstlich von Budapest entfernt. Die Attraktion des ehemaligen königlichen Ferienortes ist das Barockschloss, das auch unter dem Namen seines Erbauers als Grassalkovich-Schloss bekannt ist. Der ungarische Staat kaufte es 1867 und übergab es Franz Joseph I. und Königin Elisabeth als Krönungsgeschenk. Die königlichen Gemächer befanden sich im Hauptgebäude nördlich und südlich des Ballsaals. Elisabeths Zimmer leuchtete in der Farbe ihrer Lieblingsblume: veilchenblau. Vom ersten Stock führte eine Wendeltreppe zu weiteren Gemächern im Erdgeschoss. Eine vorgelagerte Holzveranda reichte in den englischen Landschaftsgarten und vor der Hauptfassade befanden sich zwei Schwanenteiche.
Die königliche Familie hielt sich erstmals im Herbst 1867 im Schloss von Gödöllő auf. Von da an verbrachte sie mehrere Monate im Jahr hier, hauptsächlich im Herbst und Frühling. Das Schloss war ein passender Ort für alle Freizeitbeschäftigungen der Königin. Wenn sie allein sein wollte, wurde ihr die Ruhe gegönnt: Sie las, lernte Sprachen, schrieb Gedichte, machte lange Spaziergänge. Wenn sie Gesellschaft wollte, wurden groß angelegte Pferderennen, Jagden, Windhundrennen und Taubenschießen organisiert. Die Elite des ungarischen Pferdesports war hier oft zu Gast einschließlich des Ministerpräsidenten Graf Gyula Andrássy.
In Gödöllő waren Alltag und Urlaub entspannter als in Wien. Der Namenstag der Königin (19. November), der von den Einheimischen mit einer Serenade und einer Fackelprozession gefeiert wurde, fiel ebenfalls in die Herbstsaison. Weihnachten fand in einer familiären Atmosphäre statt und war auch eine Gelegenheit für wohltätige Zwecke. Die Familie blieb oft bis zum Neujahr in Gödöllő. Die Königin verbrachte insgesamt 2.663 Tage in Ungarn - davon über 2.000 Tage in Buda und Gödöllő. Zuletzt war sie im Oktober 1897 hier.
Das Hauptgebäude des nach dem zweiten Weltkrieg stark heruntergekommenen Schlosses wurde 1996 nach einer anspruchsvollen Renovierung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im ersten Stock sind die restaurierten Gemächer von Franz Joseph I. und Königin Elisabeth, der Zeremoniensaal, die Dauerausstellung über die Barockzeit des Schlosses und die Gedenkausstellung von Königin Elisabeth zu sehen. Das restaurierte Barocktheater des Schlosses ist auch in Europa eine Seltenheit. Im Erdgeschoss gibt es ein gemütliches Café und einen Geschenkladen. Das Schloss ist von einem 26 Hektar großen englischen Garten umgeben, in dem viele prächtige alte Bäume in der königlichen Ära gepflanzt wurden.
Es lohnt sich, nach dem Schlossbesuch in dem nahe gelegenen Elisabeth Park einen Spaziergang zu machen, in dem 1901 die Elisabeth-Statue von József Róna eingeweiht wurde.
Gödöllő ist heute noch Mittelpunkt für die ungarischen Elisabethfans.